Montag, 8. April 2013

Leben in Nairobi

Letztens habe ich mir überlegt, dass man, wenn man meinen Blog liest, meinen könnte, ich bin nur am Urlaub machen. Klar mache ich hier öfter Urlaub als normalerweise in Deutschland, aber ich habe ja auch ein Alltagsleben in Nairobi, von dem ich jetzt gerne berichten möchte.

Zunächst einmal über Nairobi. Nairobi ist eine ziemlich große Stadt, die Hauptstadt Kenias. Es gibt ein City Centre und dann noch ganz viele Stadtteile um das Centre herum. Diese Stadtteile sind alle sehr unterschiedlich. Es gibt sehr arme Gegenden und direkt daneben kann dann eine richtig reiche Gegend sein, wo Leute in großen Häusern wohnen und wo es große Shoppingmalls mit ziemlich teuren Sachen gibt. Alles ist gut mit dem Matatu (ähnlich wie ein Bus, nur mit meist lauter Musik und manchmal aufregendem Fahrstil) zu erreichen. Dann gibts noch Pikipikis (Motorradtaxi) und natürlich ganz normale Taxen. Ich wohne in Buruburu, einem Stadtteil, in dem Menschen leben, die eher so durchschnittlich viel Geld haben. Viele wohnen mit ihrer Familie in einem Haus. Es gibt auch Appartments zu vermieten. Buruburu ist auch ziemlich sicher. Es gibt verschiedene Courts. Ein Court ist eine Straße mit Wohnhäusern, die von Sicherheitsmännern bewacht wird. Die passen dann auf, dass in den jeweiligen Court keine Leute reinkommen, die dort nicht hingehören. Es gibt auch eine Menge Bars, wo man abends hingehen kann, Supermärkte, ein Schwimmbad, mehrere Schulen, Sporthallen mit Fitnesskursen (auch ich gehe manchmal zum Aerobic), einen Markt, Restaurants, Fast Food Stores etc. 
Das Nairobi City Centre ist ziemlich vielseitig und trubelig. Es ist eigentlich meistens laut, es laufen überall viele Menschen herum, die aus verschiedenen Teilen Kenias kommen. Der Verkehr ist auch nicht ohne und daran musste ich mich auch erstmal gewöhnen aber mittlerweile gehört es einfach dazu.

Blick über das City Centre:



Oft gibt es Staus.
Da aber in den Matatus meist Musik gespielt wird, wird einem dabei nicht so langweilig.

Matatu Station der Linie 58 nach Buruburu. Im Hintergrund sieht man das Hilton Hotel und vorne links die National Archives. Guter Treffpunkt, weil das die meisten Leute kennen.
City Centre

Matatuvideo von einer Fahrt durchs City Centre

In Buruburu fühle ich mich in meiner Gastfamilie sehr wohl. Hier ist es ein wenig WG-mäßig. Zur Zeit wohne ich zusammen mit Anne und ihrer Tochter Maureen. Zwischenzeitlich hat ihre Cousine Shi auch hier gewohnt. Beide Mädels sind ungefähr so alt wie ich. Das passt ganz gut. Und mittlerweile ist auch Svenja hier eingezogen, mit der ich auch zusammen im Projekt arbeite. Anne ist ziemlich locker drauf und oft arbeiten. Wir kochen selber und Svenja und ich haben auch beide unseren eigenen Schlüssel, und es ist ein Kommen und Gehen. Oft sind wir auch alleine zu Hause, was manchmal ganz entspannend ist, weil dann mal keine Musik oder der Fernseher läuft. Wir haben auch beide unser eigenes Zimmer und genug Privatsphäre.

Klamottenablage

Ich habe ein großes Bett.
(Kurz vor der Klausur am Ende des ersten Kiswahilikurses habe ich hier sogar fleißig gelernt)

Das Wohnzimmer. Meine Gastmutter Anne legt sehr großen Wert auf Ordnung und Sauberkeit.
Das sieht man auch.

Nochmal das Wohnzimmer. Hinten links neben dem Fernseher ist Svenjas Zimmer. Meins ist oben, wo auch Maureen und Anne ihre Zimmer haben.

Esstisch und links ein Fitnesstrainer. (Hab auch schon gesehen, dass der benutzt wurde.)
Küche. Gut ausgestattet mit Gasherd, Spüle, Mikrowelle, Kühlschrank mit Gefrierfach,
sogar eine Fritteuse ist vorhanden ;)
Zum Kochen kann ich einfach die Sachen nehmen, die in der Küche sind. Wenn ich dann mal was Besonderes kochen will, kaufe ich mir einfach, was ich dazu brauche und kann das dann auch in den Kühlschrank legen. Alles ziemlich unkompliziert.

Badezimmer
Das Wasser ist kalt, aber da hab ich mich recht schnell dran gewöhnt. Am Wochenende gibt es kein fließendes Wasser. allerdings haben wir draußen Tanks aus denen wir uns dann Wasser holen können zum Duschen, Zähneputzen, Kochen etc.
Zum Trinken benutze ich übrigens auch das Leitungswasser, was ich dann aber mit Aquatabs aufbereite, um Bakterien abzutöten.


Und dann ist da ja natürlich noch das Projekt, in dem ich mit Svenja zusammen arbeite. Die Little Bees Primary School ist in Huruma, eine ärmere Gegend in Nairobi. Hier gehen Kinder von der Baby Class bis zur Klasse 8 hin. Svenja und ich unterrichten zusammen eine dritte Klasse in den Fächern English, Mathe, Social Studies, Science und Religion. Für Kiswahili muss dann ein anderer Lehrer kommen. Meistens machen wir das so, dass einer unterrichtet, während der andere die nächste Stunde vorbereitet oder auch mal nichts macht. Das klappt auch ganz gut. Und wenn mal einer krank ist, kann der andere den Tag auch ganz gut alleine rumkriegen.
Wir haben auch eine Smiley Liste eingeführt. Je nach dem, wie gut die Kinder mitgemacht haben, bekommen sie für diesen Tag einen Smiley von der Kategorie "very good" bis "very bad". Der "very bad" Smiley musste aber bisher erst einmal zum Einsatz kommen.

Weg zur Arbeit durch Huruma

Aufteilung des Raumes in drei Klassenräume. Zu Anfang war es echt schwierig für uns, damit klarzukommen, mittlerweile klappt es echt gut. Man muss sich halt arrangieren und nicht unbedingt eine Singstunde einlegen, wenn in der Nachbarklasse gerade Leseübungen gemacht werden.


Ein paar Eindrücke vom Unterricht:
Unterricht im Little Bees


Mohammed (steht) und Hassan (sitzt) studieren das Science-Book

Aville (vorne) Sophie (rechts) und Allan (hinten links) erledigen hochkonzentriert ihre Aufgaben. Wenn jemand null Fehler hat, bekommt er oder sie von uns ein "very good" und einen Smiley unter die Aufgabe. Das ist mittlerweile eine echte Motivation für die Schüler.

Matheaufgaben

Mandalas haben letztens für große Begeisterung gesorgt.
Nicht weit von der Schule gibt es ein Internet-Cafe wo man in der großen Pause mal eben rüberlaufen und Arbeitszettel, Mandalas etc. auszudrucken kann.

Unsere Kolleginnen, mit denen wir uns den Raum teilen
 

Oben werden die älteren Klassen unterrichtet. Die sind etwas kleiner.

Teacher Alex im Office

Die Köchin kommt im Laufe des Vormittags immer vorbei und bringt uns Chai-Tee. Sie ist auch für das Mittagessen zuständig, welches es in der eineinhalb-stündigen Lunch-Break immer für alle Kinder und Lehrer gibt:

Githeri (Mais mit Bohnen)

Video von den Kindern, während sie singen

Pausenvideo

Klassenfoto (nicht ganz vollständig, ein paar Schüler und Svenja waren an dem Tag nicht da)

Und eine Menge Spaß haben wir natürlich auch :)

Der Schulhof: In den letzten Monaten gab es ein Bauprojekt. Jetzt gibt es ein paar neue 
Klassenräume (rechts) und die Kinder haben mehr Platz zum Lernen.

 
Die neuen Klassenräume

Blick über Huruma vom Balkon der oberen Klassen

Nach Feierabend, an den Wochenenden und Ferien gibt es viele Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Ich gehe zum Beispiel sehr gerne auf dem Mtindwa Markt shoppen. Hier werden größtenteils Second-Hand Sachen (vieles auch aus Altkleidersammlungen) verkauft und ich finde immer ein paar schöne Sachen. Zum Beispiel gibt es große Wühltische, auf denen jedes Teil nur 100 Schilling kostet (umgerechnet nicht ganz einen Euro) Wenn ich da ein bisschen herumwühle, finde ich oft das ein oder andere schöne Kleid, T-shirt oder Rock. Mal gucken ob ich den ganzen Kram wieder mit nach Deutschland kriege :)

Mtindwa Markt

Es gibt auch einen Tuskys in Buruburu. Tuskys ist eine Supermarktkette, die es in Kenia fast überall gibt. Hier kann man auf 4 Stockwerken fast alles kriegen, was das Herz begehrt. Nahrungsmittel, Spielsachen, Duschzeug, Klamotten, Küchengeräte, Elektrosachen, Möbel etc.

Elektroabteilung im Tuskys

Es gibt auch superviele Friseure hier. Neben Haareschneiden machen die auch viele verschiedene Flechtfrisuren. Ich hatte schon das ein oder andere Mal meine Haare teilweise geflochten und finde das eigentlich ganz schön. Tut aber ganz schön weh, während des Flechtens.

Foto nach meinem ersten Friseurbesuch. Mittlerweise hab ich aber schon wieder ziemlich lange Haare. Ich müsste mal wieder hingehen.


Wenn ich nicht grad zum Friseur gehe, esse ich auch ganz gerne mal was ;) Typisches Kenianisches Essen ist zum Beispiel Ndengu (Linsen), Reis und Cabbage(Kohl). Ich esse auch gerne einfach Reis und Bohnen oder Sukuma (gemschmacklich irgendwas zwischen Grünkohl und Spinat).
Ndengu, Cabbage und Reis

In Nairobi kann man vieles unternehmen. Vor kurzem war ich im National Museum. Das war sehr interessant:





Ein Schimpansen- und ein Menschenskelett


Karte der Uganda-Bahn, die einmal quer durch Kenia verläuft
Typische Schuluniformen an kenianischen Schulen

Und manchmal lasse ich es mir auch richtig gut gehen und gehe dann mit ein paar Freunden zum Beispiel im Cafe Deli oder Java Coffee House essen. Hier gibts auch viele Dinge, die es hier sonst nicht überall gibt. Milchshakes, Burger, Sandwiches mit Käse, Quiche, Croissant etc.

Lecker Veggie Burger (mit Heinz Ketschup) :)

Osterfrühstück mit den Mädels

Essen ist zwar schon echt gut und ich tue es oft und gerne, aber man kann auch andere Sachen machen. Einmal war ich zum Beispiel in einem Beauty-Salon, wo es dann für gar nicht soviel Geld ne Pediküre und ne Flechtfrisur gab.

Pediküre im Beauty Salon

... und Fußnägel in Kenia Farben (grün fehlt hier noch)
Und dann hab ich mir noch die Haare flechten lassen. Meine mussten sogar zusammengenäht werden, damit es hält.

Und wenn man mal eine kurze Pause braucht vom hektischen Nairobi, gibt es Malls, in denen man ausspannen, essen, shoppen, ins Kino gehen etc. kann. Zum Beispiel der Village Market.
Village Market

Frozen Yoghurt Bar


Und feiern gehe ich auch ganz gerne. Dann steht manchmal die Frage im Raum, gehen wir heute in Buruburu weg (praktisch) oder fahren wir nach Town (da muss man schon überlegen, wie man hin und zurückkommt aber es gibt mehr Auswahl an Bars und Clubs) oder fahren wir in einen anderen Stadtteil (das ist dann schon eher was besonderes und nicht mehr ganz so praktisch und meist braucht man ein Taxi zumindest für den Rückweg, lohnt sich aber meistens weil es wirklich gute Clubs gibt.)

In einer Bar in Buruburu :) (v.l.n.r. Joe, ich Anna)

Auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty (vorne: Nora und ich, hinten: Georg und Jessie)

Auf einer Hausparty in Westlands

Und dann ist da noch das Blankets and Wine Festival: das ist einmal im Monat. Man bringt Picknickdecken, Getränke und Essen mit, macht sich schick und dann gibts dort einen Tag lang Konzerte und super entspannte Atmosphäre.
Blankets and Wine Festival

Ein Foto mit dem Sänger darf ja auch nicht fehlen ;)

So ich hoffe, ich konnte einen Eindruck vermitteln, wie es hier so für mich ist und was ich so mache. Ich lebe wirklich gerne in Nairobi und fühle mich hier echt zu Hause. Es gibt total viel zu entdecken, zu lernen, man lernt ständig neue interessante Leute kennen, und man kann so viele unterschiedliche Sachen machen, so dass mir nie langweilig wird.