Am Donnerstag, dem 15.11 war es endlich soweit. Svenja,
Melanie und ich machten uns gegen 7 Uhr abends auf in den so heiß ersehnten
Urlaub nach Ukunda in der Nähe von Mombasa, wo der wunderschöne Diani Beach auf
uns wartete. Mit Sack und Pack setzten wir uns in einen Stadtbus, der uns von
Buruburu (der Stadtteil, in dem wir wohnen) ins City Center bringen sollte. Fast
wäre dieser wunderschöne Urlaub ins Wasser gefallen, denn als wir im Stau
standen, kamen plötzlich zwei Männer in den Bus, hielten eine Waffe in die Luft
und riefen irgendwas, was ich nicht verstanden haben. Dann gingen sie hektisch
durch den Bus und nahmen fast allen Leuten ihre Taschen weg. Bis ich überhaupt
verstanden hatte, was eigentlich gerade passiert, waren Svenjas uns Melanies
großen Rucksäcke schon weg. Voll geschockt und ohne darüber nachzudenken, was
ich da überhaupt mache, habe ich meine beiden Taschen unter den Sitz gestopft.
Dann kam einer der Männer auf mich zu und ich habe echt Angst bekommen, dass er
meine versteckten Taschen sieht und sauer wird. Schließlich hatte er ja eine
Waffe. Dann ist er umgedreht und die Männer sind wieder raus aus dem Bus. Zusammen
mit dem Typen, der vorher noch das Fahrtgeld eingesammelt hat. Anscheinend
kannten die sich dann wohl…
Alle Leute im Bus waren voll schockiert und konnten nicht
fassen, was gerade passiert war. Eine Kenianerin, die neben mir saß, erzählte
mir, dass sie immer mit Bussen unterwegs wäre und ihr so etwas noch nie in
ihrem ganzen Leben passiert wäre. Und diese Frau schien mir so um die 50 Jahre
alt zu sein. Auch die anderen Leute im Bus schienen echt nicht an so eine Art
Überfall gewöhnt zu sein und viele drückten Melanie und Svenja, die gerade ihr
Gepäck verloren hatten, ihr Mitgefühl aus. Auch als wir später Leute von CIVS
anriefen, wurde uns gesagt, dass es wohl schon Jahre her sei, dass so was
passiert ist. Also nichts, was hier an der Tagesordnung ist oder was man
allgemein mit Kenia in Verbindung bringen könnte. Es gibt zwar mehr
Kriminalität im Vergleich zu beispielsweise Deutschland, da es einfach weniger
Geld gibt. Das heißt aber selbstverständlich nicht, dass alle Kenianer
kriminell wären, was ja auch an der Reaktion der anderen Mitfahrer im Bus sehr
deutlich wurde. Wir hatten halt das Pech, bei diesem Einzelfall dabei zu sein.
Der Busfahrer hat dann erstmal alle zur Polizeistation
gebracht und es wurde aufgeschrieben, was alles weggekommen ist. Nach kurzen
Überlegungen haben wir drei uns überlegt, dass wir uns durch diesen Vorfall
nicht den Urlaub vermiesen lassen wollen. Schließlich hatte ich ja noch meine
Sachen, die wir dann einfach teilen konnten. Wir riefen ein Taxi, um noch rechtzeitig
zum Reisebus zu kommen und nach einer ca. 10-stündigen Nachtfahrt kamen wir in
unserem Hotel im ca. 500 km entfernten Ukunda an.
Dort hatten wir für umgerechnet 10 Euro pro Nacht und pro
Person ein ziemlich großes, komfortables,
gemütlich eingerichtetes und vor allem sauberes Appartement in einer
echt schönen Hotelanlage mit Pool und direkt am Strand.
Das Hotel
Ein kurzer Weg zum Strand
Mein Schlafgemach mit Moskitonetz, da an der Küste das Malariarisiko ziemlich hoch ist.
Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir auf den Markt gegangen,
um Svenja und Melanie neu mit Klamotten, Zahnbürsten etc. auszustatten. Als wir
das nötigste für die nächsten Tage hatten, gingen wir an den Strand und waren
überwältigt von seiner Schönheit. Schneeweißer Sand, türkisblaues Wasser,
Palmen soweit das Auge reicht, keine Liegestühle, kaum Menschen, keine Kinder
und auch sonst kein Anzeichen von Massentourismus. Und das Wasser des indischen
Ozeans, dessen Temperaturen an der kenianischen Küste zwischen 25 und 30 Grad schwanken,
erinnerte an eine Badewanne. Nachdem wir den restlichen Nachmittag dort verbracht
hatten sind wird abends recht früh und erschöpft ins Bett gefallen, da wir von
der Busfahrt in der Nacht zuvor und von der Shoppingtour in praller Sonne bei
schätzungsweise über 30°C sehr kaputt waren.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Tagestour nach Mombasa
(ca. 30 km entfernt) geplant. Wir sind mit einem Matatu zur kostenlosen Fähre
gefahren, die uns innerhalb von ein paar Minuten nach Mombasa (eigentlich eine
Insel) brachte.
Menschen, die zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs sind,
strömen von der Fähre, als diese in Mombasa anlegt.
Dort haben wir uns wie richtige Touristen erst mal mithilfe
eines Reiseführers einen Plan gemacht, welche Sachen wir in welcher Reihenfolge
besichtigen wollten. Wirklich ungewohnt, nachdem wir in uns in Nairobi immer
Mühe gegeben hatten, auch mit weißer Haut nicht wie Touristen zu wirken. Aber
im Urlaub ist das ja ok.
Unsere erste Station waren die Tusks (Stoßzähne), das Wahrzeichen von Mombasa. Ich
musste daran denken, dass es in Kenia eine Supermarktkette namens Tuskys gibt
und auch eine sehr bekannte Biermarke namens Tusker (sehr zu empfehlen). Wär mal
interessant zu wissen, ob das miteinander zusammenhängt.
Die Tusks: Das Wahrzeichen von Mombasa
Anschließend fuhren wir mit einem Tuctuc zum hinduistischen Shiva
Tempel. Ein sehr prunkvolles und meiner Meinung nach sehr schönes Gebäude mit
Gartenanlagen und vielen Statuen zu Ehren des Gottes Shiva, einer der
wichtigesten Götter im Hinduismus.
Meine erste Tuctucfahrt, seit ich in Kenia bin!
Ein Tuctuc ist sowas, wie ein Minitaxi. Vorne ein Rad und hinten zwei.
Auf der Hinterbank können drei Personen mitgenommen werden.
Auf dem Foto sieht man den Tuctuc-Fahrer.
In dem hinduistischen Tempel gab es sehr viele, prunkvolle Shivastatuen.
Der Stier ist das "Reittier" des Gottes Shiva
Und noch ein paar Nebengötter. Deren Namen weiß ich jetzt allerdings leider nicht.
Eine Kuh im Hintergrund.
Diese ist in der hinduistischen Religion heilig und wird verehrt.
Und nochmal Shiva
Die schönen Gartenanlagen des Tempels musste ich mir doch gleich mal als Fotokulisse zunutze machen. Übrigens sieht man hier auch, dass ich keine Schuhe anhabe, was an diesem Ort Pflicht ist. War übrigens mega heiß barfuß auf diesen Steinen :)
Nachdem wir ausgiebig den Tempel besichtigt hatten, erkundeten wir weiter die Stadt.
Erstmal gönnten wir uns ein Päuschen am Wasser,
wo es sehr ruhig und entspannend war.
Und anschließend gingen wir durch Swahili-Town, einem stark muslimisch geprägten Teil Mombasas.
Später, als wir noch ein paar Besorgungen im Supermarkt machten fiel mir auf der Treppe etwas auf. Gerade wollte sowas sagen wie: "Boah ist das heiß hier" als mir die Weihnachtsdeko in die Augen sprang :)
Merry Christmas!
wo es sehr ruhig und entspannend war.
Und anschließend gingen wir durch Swahili-Town, einem stark muslimisch geprägten Teil Mombasas.
Später, als wir noch ein paar Besorgungen im Supermarkt machten fiel mir auf der Treppe etwas auf. Gerade wollte sowas sagen wie: "Boah ist das heiß hier" als mir die Weihnachtsdeko in die Augen sprang :)
Merry Christmas!
Am Sonntag und Montag machten wir zwei Strandtage. Zu viel
Aktivität war bei der Hitze auch kaum möglich. Am Montag standen wir morgens
sogar gegen 5 Uhr auf, um den Sonnenaufgang über dem Meer beobachten zu können.
Und das hat sich echt gelohnt! Zwar kann man das in Bildern kaum wiedergeben
aber es war echt wunderschön:
Die Krabben haben überall am Strand ihre Löcher gebuddelt,
in die sie dann verschwunden sind, als die Sonne komplett aufgegangen war.
Auch
den Rest des Tages verbrachten wir am traumhaften Diani Beach:
Abends fuhren wir dann mit dem Reisebus wieder zurück nach
Nairobi, wo wir am nächsten Morgen gegen 6 Uhr ankamen. Auch am Ende waren wir
uns einig, dass es wirklich die richtige Entscheidung war, trotz „Gepäcklosigkeit“
und Schock in den Urlaub zu fahren. In Nairobi hätten wir uns wahrscheinlich
nur geärgert, dass uns durch den Zwischenfall auf der Hinfahrt auch noch der
Urlaub vermiest wurde. Natürlich ist das voll ärgerlich, vor allem für Svenja und
Melanie, deren Sachen jetzt weg sind, aber ich denke wir haben einfach das Beste
aus der Situation gemacht und hatten deshalb eine echt schöne Zeit und
Entspannung pur. Außerdem ist ja das Wichtigeste, dass es uns gutgeht und
allein das war eigentlich schon Grund genug, den Urlaub anzutreten.
Jetzt bin ich wieder zurück in Buruburu und wurde von meiner
Gastmutter mit einem fröhlichen „Welcome home!“ begrüßt. Irgendwie fühl ich
mich hier auch schon ein bisschen wie zu Hause. Ich merke auch, dass ich nach
dem Erlebnis auf der Hinfahrt ein wenig vorsichtiger geworden bin und z.B. mein
Geld in meinen Socken usw. verstecke, was ich vorher aufgrund von
Bequemlichkeit und Optimismus (Mir passiert sowas nicht…) nicht gemacht habe. Natürlich
kann ich nicht aufs Bus- bzw. Matatufahren verzichten und werde dabei bestimmt
auch erst mal ein etwas mulmiges Gefühl haben (vor allem im Dunkeln), aber ich
denke mir im Moment, dass die Wahrscheinlicheit, dass soetwas zweimal passiert,
ja sehr gering ist, vor allem, weil Überfälle dieser Art ja wie gesagt fast nur höchst selten
vorkommen.
Jetzt habe ich erstmal ein paar Tage, um anzukommen und am
Sonntag geht’s auch schon wieder los in
ein 10-tägiges Workcamp nach Kisumu am Viktoriasee, von dem wahrscheinlich mein
nächster Blogeintrag handeln wir. Ich bin schon sehr gespannt, was mich dort
erwartet. Bis dann!