Dienstag, 18. Dezember 2012

Workcamp in Ahero

In den Schulferien, in denen viele Freiwillige hier frei haben, wurde uns von CIVS angeboten, an einem Workcamp in Ahero teilzunehmen. Eine ländliche Gegend in der Nähe von Kisumu am Viktoriasee. Dort haben wir uns mit einer Gruppe, bestehen aus kenianischen und deutschen Freiwilligen, an unterschiedlichen Projekten zur Unterstützung der Mitglieder der „Nyando C.B.O"-Community" beteiligt.
Am Sonntag den 25.11 kamen wir nach einer ca. 6-stündigen Busfahrt nachmittags in Ahero an. Dort wurden wir sehr herzlich von unseren Gastgebern, auf deren Gelände wir in den kommenden 10 Tagen gemeinsam leben würden, begrüßt. Für die Unterkunft und Verpflegung mussten wir übrigens nichts bezahlen; dafür haben wir dann gearbeitet :)


Ganz vorne rechts (im Schatten) ist das Haus, in dem wir Freiwilligen untergekommen sind und in den anderen drei Häusern wohnen die Mitglieder der Community.

 Unsere Schlafplätze.
Auch hier gibts viele Moskitos und Malariarisiko, daher die Moskitonetze.

 Freilichtdusche (links) und Plumsklo (Mitte) (dieses habe ich sehr zu schätzen gelernt, da man nie das Problem hatte, dass die Spülung nicht funktioniert) ;)



Und nochmal die Dusche
Unter freiem Himmel im Sonnenschein zu duschen hat mir übrigens ziemlich gut gefallen.


Und nun zum wichtigsten Thema: Essen :)
Wir haben mit Feuer gekocht. Eine neue Erfahrung und hat sehr gut funktioniert. Eigentlich kein großer Unterschied zum Herd. Man heißt die Kohle an, stellt einen Topf drauf und kocht das Essen. Wir haben übrigens sehr abwechslungsreich gegessen. Zum Frühstück gabs Toast, Mandazi (frittierte Teigtaschen), Sweet Potaoes, Pfannkuchen oder Chapati (so ähnlich wie Pfannkuchen) und dazu meist Butter und Erdnussbutter und Chaitee mit Milch und Zucker. Außerdem haben wir jeden Tag mittags und abends gekocht, sodass wir die Gelegenheit hatten, einiges auszuprobieren. Ndengu (Linsen), Reis, Ugali (Maismehl in Wasser gekocht, bis es ungefähr die Konsistenz von Brot hat) verschiedenes Gemüse dazu, Kohl usw. Einmal gab es Kartoffeln in Kokosnusssauce. Mhhh...
Ein kleines Highlight:
Beim Frühstück sorgten blaue Pfannkuchen (mit Lebensmittelfarbe) für Spaß und Irritation :)

gedeckter Frühstückstisch

 gemeinsames Mittagessen

Reis mit Kartoffelsauce

Der Cabbage wird zubereitet.

Ugali, ein Essen, das es hier in Kenia sehr häufig gibt.

 
 Und nach dem Essen freuten sich die Tiere...

 ... selbst über blaues Essen ;)


Aber eigentlich waren wir ja nicht hauptsächlich zum Essen dort, sondern zum Arbeiten.
Am Montag haben wir Bäume vor dem Gemeindehaus der Community gepflanzt. Zuerst wurde ein Loch in den Boden gehackt (ganz schön anstrengend), dann etwas Dünger hineingegeben und anschließend der Setzling eingepflanzt. Später wurde dieser dann bewässert und mit einem Kreis aus Steinen und mit stacheligen Ästen vor Tieren geschützt.
 Diese Setzlinge warten darauf, eingepflanzt zu werden.

 In diesesm Loch wurde anschließend ein Baum gepflanzt.

Am Nachmittag haben wir uns dann auf einem Fußballfeld mit der lokalen Mannschaft zu einem Spiel getroffen. Hat echt Spaß gemacht und am Ende haben wir uns mit einem Unentschieden voneinander verabschiedet.

 BVB ;)


Am Abend gab es ein Lagerfeuer. Dort haben wir uns mit lustigen Spielen und ein paar musikalischen Beiträgen die Zeit vertrieben.



Am nächsten Tag haben wir dann ein Feld kultiviert, damit darauf Gemüse angebaut werden kann. Zuerst wurde das Unkraut weggeschnitten und anschließend der Boden umgegraben. Danach konnten die meisten ihren Arbeitseinsatz mit den entstandenden Blasen an den Händen bezeugen.





Am Mittwoch sind wir morgens zu einer alten Frau in der Umgebung gegangen, um Feuerholz für sie zu holen und den Hof zu säubern, da sie dies aufgrund ihres Alters nicht mehr gut allein bewerkstelligen konnte. Wenn grad mal keine Freiwilligen dasind, machen dies die Nachbarn bzw. Mitlieder der Community, welche dazu daist, dass sich die Mitglieder gegenseitig unterstützen.
Außerdem waren die Wände ihres Hauses rissig geworden. Gemeinsam mit den Nachbarn holten wir Wasser, bereiteten aus dem Boden und Wasser Material zum Reparieren vor, welches wir an die rissigen Stellen warfen. Anschließend wurde alles glatt gestrichen und die Wände waren erstmal wieder heile und dicht.
 Anna und Eric bewerfen das Haus mit "Mud"
 Die Lücken und Risse füllen sich.

 Das Haus ist wieder repariert.


Am nächsten Tag wuchs die Herausforderung. Wie besuchten eine Frau, deren Haus vom Wind zerstört worden war. Ein Holzgerüst mit Dach war bereits aufgebaut worden, aber die Wände fehlten.

 
So sah das noch unfertige Haus aus...

... und so, wie das Nachbarhaus sollte es am Ende aussehen.

Zuerst musste der Mud vorbereitet werden. Dazu wurde Wasser zur Erde gegeben und darin herumgestampft, um dies gut miteinander zu vermischen.

Zeigt her eure Füße...


Der Mud wurde anschließend direkt neben dem Haus abgeladen und wir begannen, das Holzgestell nach und nach damit zu füllen

langsam gings voran

Lena (l.) und ich (r.) beim Wändebauen

 Alle helfen mit.

Einige Stunden später...
Nur noch die oberen Reihen fehlen. Die Kleineren haben Kugeln aus Mud gemacht und die Größeren haben diese dann oben an der Wand angebracht.
das fast fertige Haus

Zwischendurch hat die Besitzerin des Hauses für uns gekocht. So konnten wir nach dem Mittagessen gestärkt weiterarbeiten, bis das Haus ganz fertig war.

 Ugali mit Cabbage und Sukuma

Am Ende sind wir dann wirklich mit allen vier Wänden fertig geworden. Damit hätte ich am Anfang kaum gerechnet. Wir alle waren sehr froh und es war ein gutes Gefühl, ein direktes Ergebnis der Arbeit zu sehen und in so kurzer Zeit etwas "errichtet" zu haben. (Ganz anders als in der Arbeit in der Schule, wo alles eher ein Prozess ist und man nicht unbedingt etwas Konkretes in kurzer Zeit aufbaut). Die Frau, der das Haus gehört war auch sehr dankbar und hat uns am nachmittag herzlich verabschiedet.

Gruppenfoto: die Baucrew

Am Freitag haben wir vormittags noch die Bäume vom ersten Tag weiter abgesichert, bewässert, ein bisschen weiter Land kultiviert und am Nachmittag haben wir dann den Wochenendtrip nach Kisumu und Kakamega geplant und unsere Taschen gepackt.


 Am Samstag ging es dann gegen mittag los nach Kisumu.


Kisumu wirkte auf mich im Vergleich zu Nairobi sehr ruhig und friedlich und wir wurden so gut wie gar nicht auf unsere Hautfarbe angesprochen, was in Nairobi öfters mal passiert. Man sah auch viel weniger Menschen und Autos und auch die Luft wirkte sehr sauber.


Kisumu

Angekommen in Kisumu gingen wir zuerst in ein Restaurant, in dem es unter anderem auch deutsche Sachen zu Essen gab. Wir aßen zum Beispiel Nudeln, Pizza, Bratkartoffeln, Currywurst und Käsekuchen. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit dort geschlemmt hatten und kugelrund waren, fuhren wir mit drei Tuctucs zum Victoriasee, wo wir eine Bootsfahrt machen wollten.

Tuctucfahrt zum Victoriasee



Hier einfach mal ein paar Bilder vom Viktoriasee. Dieser ist im Moment von einer Art Pflanzenpest befallen und überall auf dem Wasser wachsen Blätter und Blumen. sieht wirklich schön aus, ist aber für die Fische und somit auch für die Fischer nicht so toll.
















Als wir abends wieder in Kisumu ankamen, kamen wir bei üppiger Beleuchtung beinahe schon in Weihnachtsstimmung.


gemischte Gefühle: irgendwas zwischen Weihnachtsstimmung und Sommerferien

Abends fuhren wir dann mit einem Matatu nach Kakamega, um dort ein paar andere Freiwillige zu besuchen, die dort ein Workcamp machten. Außerdem wollten wir den Kakamega Regenwald beim nächsten Sonnenaufgang erkunden. Leider bin ich beim Einsteigen in das Matatu mit einem Fuß umgeknickt, so dass ich nicht mehr wirklich laufen konnte und habe daher den nächsten Morgen im Workcamp, anstatt im Regenwald verbracht. Dort wurde mein Fuß übrigens ganz gut versorgt, mit Massagen mit warmen Wasser etc. Nur schade, dass ich nicht mit in den Regenwald konnte, weil eigentlich hatte ich mich schon ziemlich darauf gefreut. Aber das werde ich dann auf jeden Fall im April mit Markus nachholen :)
Im Matatu und auch später im Camp war echt gute Stimmung. Wir haben viel gesungen und gelacht und nette Leute kennengelernt. Und auch durch meinen Fuß hab ich mir nicht die Stimmung vermiesen lassen, sondern hab einfach trotzdem die schöne Zeit genossen.

Als die anderen erschöft aus dem Regenwald wiederkamen, haben wir uns noch ein bisschen im Camp ausgeruht (ich habe mich dann quasi vom vielen Ausruhen ausgeruht, auch ne gute Sache) und sind anschließend zurück nach Ahero in unser eigenes Camp gefahren, wo wir dann bis Dienstag morgen Zeit hatten, um zu relaxen, aufzuräumen und alles sauber zu machen.

Als wir am Dienstag nachmittag wieder in Nairobi ankamen, hatte ich das Gefühl nach Hause zu kommen und fühlte mich wohl, als ich durch das mittlerweile vertraute Buruburu lief und wieder in mein Zimmer kam. Das Leben hier gefällt mir immer noch richtig gut und ich habe noch zu keinem Moment bereut, hierhergekommen zu sein und bin glücklich, dass ich so eine Chance bekommen und genutzt habe.